Sie ist Autorin von Kriminalromanen, die in ihrem jetzigen Wohnort Venedig spielen. Nach dem Studium in ihrer Heimat und in Italien unterrichtete sie Englisch und englische Literatur. Anschließend arbeitete sie als Reisebegleiterin in Rom, als Werbetexterin in London und unterrichtete später an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und in Saudi Arabien, wo sie wegen der Weigerung sich bei ihrer Lehrtätigkeit zu verschleiern, nicht mehr arbeiten durfte. Zuletzt war sie an der Außenstelle der Universität Maryland auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Vicenza tätig, bis sie sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete.
In Deutschland ist sie eine der erfolgreichsten Bestsellerautorinnen. Auf ihren Wunsch hin erschienen ihre Bücher nicht auf Italienisch, damit die Venezianer, von denen sie ihre Geschichten und Anregungen hat, weiter unvoreingenommen mit ihr umgehen.
Die Brunetti-Romane
Der Held in Donna Leons Kriminalromanen, die seit 1992 in einem regelmäßigen jährlichen Rhythmus erscheinen und stets die deutschen Bestsellerlisten anführen, ist der venezianische Commissario Guido Brunetti.
Der melancholische Polizist und Sympathieträger Guido Brunetti leidet darunter, das Böse nicht aus der Welt schaffen zu können. Seine Frau Paola, Tochter eines Conte aus der Familie Falier (ein italienischer Adelstitel, vergleichbar mit einem deutschen Grafen), eine der ältesten Familien Venedigs, arbeitet als Professorin für englische Literatur (ähnlich der Autorin Donna Leon selbst) und ist vom Geist her der 68-er Bewegung beseelt. Ihre heranwachsenden Kinder Raffaele und Chiara entwickeln in den Romanen stets einen menschenfreundlichen Enthusiasmus, der mit der korrupten und grausamen Welt des Verbrechens kontrastiert. Als komisches Element der Romane fungiert der ungeschickte, eitle und unfähige Vize-Polizeichef Venedigs = Vice-Questore Patta, der meistens einer anderen Meinung ist als Brunetti und sich auch nur selten einsichtig zeigt, wenn Brunetti am Ende den Fall auf seine Weise aufgeklärt hat. Weitere Hauptfiguren sind der brave und altmodische Sergente Vianello und im Gegensatz zu ihm die moderne, attraktive Computerspezialistin Signorina Elettra, die seit dem dritten Roman Pattas Sekretärin ist.
Nach dem eigentlichen Kriminalfall ist es einerseits das Familienleben des Romanhelden und andererseits die korrupten politischen Verhältnisse in Italien, die in den Romanen als Thema miteinander verbunden werden. Einige Kritiker werfen daher Donna Leon nicht nur das klischeehafte Italienbild vor, sondern auch die melodramatische Aufblähung der Handlungsführungen, in denen die Schilderungen des alltäglichen Familienlebens – Essen, Kindererziehung, Lektüre usw. – die eigentlichen Kriminalhandlungen in den Hintergrund drängen. Doch aus dem Gegensatz zwischen der Kernfamilie, die für die Werte des guten, zivilisierten Verhaltens steht, und dem Staat, den er zu repräsentieren hat, speist sich die Melancholie des Polizisten Brunetti: Der Staat fördert die Kriminalität der Mächtigen, unter deren Druck der Rückzugsraum der Familie stetig schrumpft. Donna Leons Texte beklagen gleichermaßen den Verfall des herkömmlichen Erzählens, wie die Zerstörung traditioneller Werte.
Donna Leon beschreibt Venedig in ihren Romanen so detailliert, dass sämtliche Schauplätze genau recherchiert werden können. Mittlerweile ist sogar ein Stadtplan erschienen, der die Schauplätze der Brunetti-Romane zum Thema hat. Gleichzeitig ist auch die venezianische Küche immer wieder Thema in den Romanen, wobei die Protagonisten meistens selber kochen und zu Hause essen, anstatt Essen zu gehen.
Kanal zur Questura (italienische Polizeibehörde) von Venedig
Mittlerweile wurden die meisten ihrer Romane für das Fernsehen verfilmt und für den Rundfunk inszeniert. Aber leider sind die Verfilmungen typisch deutsch und spiegeln nicht den italienischen Charme und das italienische Flair wider. Die deutschen Charaktere, sowie die hochdeutsche Ausdrucksweise passen nicht zu den Bildern, die man sich beim Lesen der Romane über die Handlung, über Venedig und über die Personen gemacht hat.
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